Ludwigs
Burg
Festival

Eine Rede von der Jugend 

Junge Menschen richten ihre Stimme an die Politik

Zum 60-jährigen Jubiläum von Charles de Gaulles »Rede an die deutsche Jugend« haben wir gefragt: Wie würde eigentlich eine Rede von der Jugend lauten? Welche Wünsche, Ziele und Kritik würden junge Stimmen der Jetztzeit artikulieren wollen? Seit unserem Aufruf sind ein paar Monate vergangen, in denen sich junge Menschen Gedanken gemacht und ihre Stimme eingebracht haben. 60 Jahre nach der historischen »Rede an die deutsche Jugend« im Ludwigsburger Residenzschloss haben Mitglieder des Jugendgemeinderats Ludwigsburg und Schüler*innen des Gymnasiums Balingen des Basisfachs Französisch K1 ihre »Reden von der Jugend« geschrieben und sich an Entscheidungsträger*innen von heute gerichtet.

In Ludwigsburg jährt sich in diesem Jahr ein sehr bedeutsames Ereignis: Am 9. September 1962 hielt Charles de Gaulle vor 20.000 Zuhörer*innen im Innenhof des Residenzschlosses seine »Rede an die deutsche Jugend«. Zukunftsgewandt und äußerst positiv findet der ehemalige französische Staatspräsident Worte der Freundschaft, um nach der verfeindeten Kriegsvergangenheit ein geeintes Europa zu stabilisieren. Die Aussöhnung beider Nachbarländer wurde kurze Zeit später durch den Élysée-Vertrag besiegelt. Um diesen Frieden aufrechtzuerhalten, verlange es laut de Gaulle viel Arbeit – von Seiten der Regierung auf wirtschaftlicher, politischer und kultureller Ebene, von Seiten der Jugend auf individuell sozialer Ebene.

 

Es zeugt von einer positiven Entwicklung, dass sich die deutsch-französische Freundschaft seither vertieft hat und die beiden Länder weit davon entfernt sind, eine Bedrohung füreinander und Europa darzustellen. Doch die Wunden Europas sind nie ganz verheilt und klaffen dafür an anderen Orten. In Osteuropa gab es seit dem Zweiten Weltkrieg einige Konflikte und Kriege. Vor zwei Jahren begann die Widerstandsbewegung in Belarus, die immer noch anhält und ihren schmerzlichen Tribut fordert. Gleichzeitig erschüttert Wladimir Putins Militäroffensive auf die Ukraine seit Februar die Welt. Will Europa auf dem stabilen Fundament von Freundschaft und gegenseitiger Achtung stehen? Oder wird einer solchen ideellen Stabilität eine politische Festung vorgezogen, die sich abschottet? Hilfesuchende Menschen auf der Flucht haben Europa 2015/16 vielerorts eher als Letzteres erleben müssen. Zwar haben sich Charles de Gaulles Zukunftswünsche für Deutschland und Frankreich bewahrheitet, auf gesamt-europäischer Ebene gibt es jedoch noch viel zu tun.

Neun Mitglieder des Jugendgemeinderates sind sich einig: Politische und finanzielle Unsicherheiten sowie Energie- und Klimakrisen zeigen, wie wichtig gesellschaftliche Solidarität, Gemeinschaft und Zusammenarbeit sind. Hören Sie, was die Jugendlichen zu sagen haben.   

Wer wollen wir sein? Wo wollen wir jetzt und in naher Zukunft sein? Welche Werte wollen wir an Mitmenschen vermitteln? Diese Fragen stellten sich Schüler*innen des Gymnasiums in Balingen. Auch diese jungen interessierten Menschen kommen zu dem Schluss, dass man nur gemeinsam die großen Themen Umweltschutz, persönliche Freiheit, Diskriminierung und Rassismus angehen kann, die sie mit ihrer Rede ins Gedächtnis rufen möchten. 


Die Stadt Ludwigsburg begeht das Jubiläum mit einer Programmreihe unter dem Motto »Auf nach Europa. In diesem Rahmen entstand u.a. eine 30-minütige Dokumentation mit Zeitzeugen, die ihre Erinnerungen an den denkwürdigen Tag in Ludwigsburg mitteilen (Video).


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