Ludwigs
Burg
Festival

Stimmen eines friedlichen Protests

Tatsiana Khomich im Gespräch mit Jochen Sandig

Seit den gefälschten Präsidentschaftswahlen im August 2020 befindet sich Belarus im Ausnahmezustand. Mit ungehemmtem Gewalteinsatz reagiert das Regime auf friedliche Proteste, in denen die Landsleute neben fairen Wahlen auch viele andere, jahrelang eingeschränkte Grundrechte einfordern. Unter den oppositionellen Freiheitskämpfer*innen befinden sich auch die Schwestern Maria Kalesnikava und Tatsiana Khomich. Letztere traf Jochen Sandig dieses Jahr zum Interview

Innerhalb eines Jahres hat sich im osteuropäischen Binnenstaat Belarus viel geändert: Es wuchsen neue Formen des Protests und des Miteinanders. An öffentlichen Plätzen entstanden »Orte des Wandels«, kenntlich gemacht mit den rot-weißen Farben der Revolution. Einer Revolution, für die sich allein auf dem Nachrichten-Kanal Telegram über 1.155 Protestgruppen formierten und organisierten. Einzig die Haltung des Regimes bleibt unverändert, sodass zahlreiche Menschen ins Ausland flohen. Zudem wurden Tausende verhaftet und rund 600 Personen werden noch immer als politische Gefangene unter menschenrechtsverachtenden Umständen in Gefängnissen festgehalten. Unter ihnen befindet sich auch die Musikerin und Bürgerrechtsaktivistin Maria Kalesnikava, die mittlerweile zu einer der Hauptfiguren der Revolution geworden ist.


Ihre Schwester Tatsiana Khomich lebt in der Ukraine. Im Mai 2021 traf sie für ein Interview auf unseren Intendanten Jochen Sandig. Khomich erzählte von den politischen und zivilgesellschaftlichen Veränderungen ihres Landes und bat darum, die Belarussen weiter zu unterstützen. Seit der Inhaftierung ihrer Schwester wirkt sie im Ausland als Sprachrohr Kalesnikavas, für die sie auch stellvertretend Ehrungen und Preise angenommen hat, u.a. den mit 50.000 Euro dotierten Sacharow-Preis der EU. Am 19. Dezember 2021 soll Maria Kalesnikava mit dem Stuttgarter Friedenspreis der AnStifter ausgezeichnet werden. Nun wurde ihre Schwester Maria Kalesnikava unter Ausschluss der Öffentlichkeit zu elf Jahren Haft verurteilt. Dadurch ist Khomichs Bitte, über den Zustand in Belarus zu sprechen, noch akuter geworden.


Aus ähnlichem Anlass zeigten belarussische Künstler*innen am 3. Oktober zusammen mit dem Rohrer-Lied-Ensemble eine ebenso berührende wie schockierende Performance. Die Produktion »Echoes – Voices from Belarus II« von Musik der Jahrhunderte / Festival ECLAT und den Ludwigsburger Schlossfestspielen konnte darüber hinaus während der Ausstellungstage vom 5. bis 10. Oktober als Installation erlebt werden.


Das Gespräch mit Tatsiana Khomich finden Sie auf unserer Digitalen Bühne.